Nach der Cloud: Was kommt jetzt?

Cloud-Grave

This is where the Cloud is burried!

Transkript meiner Keynote zum Post-Cloudalen Zeitalter. Slides hier zum Download.

Haben Sie sich schon immer mal gefragt, wo die Cloud begraben liegt? Bittesehr! Hier ist sie 😉

Cloud-Grave

Ich habe mich ja schon in einigen Publikationen mit der Sinnlosigkeit auseinandergesetzt, Cloud Computing zu diskutieren – nicht, weil die Cloud tatsächlich tot wäre (einen Talk damals im Jahr 2014 damit zu beginnen, war schon etwas – nunja – “frech”), sondern weil sie so allgegenwärtig ist, wie das Internet ansich – darüber diskutieren wir ja auch nicht mehr. Aber sehen wir uns die Geschichte einmal etwas genauer an:

Cloud Timeline 2016

Wussten Sie, dass Cloud Computing eigentlich auf das Jahr 1999 zurück geht? Damals wurde Salesforce gegründet – und hat mit Guerilla-Marketing die traditionelle CRM Szene ordentlich aufgemischt; der Erfolg gibt ihnen, denke ich, heute recht. In den Jahren danach wurde es dann doch erstmal etwas ruhiger – eine Zeit lang; doch ab etwa 2006 schossen Cloud Anbieter aus dem Nichts mit damals wohl noch ungeahnter Geschwindigkeit in die Höhe.

Heute diskutieren wir nicht mehr, ob es die Cloud gibt, sondern wie wir sie in unsere IT Strategie bestmöglich integrieren, welche Services wir sinnvoll nutzen können oder wie wir multiple Services und unser on-premise Rechenzentrum miteinander verbinden und effizient managen (RightScale hat da übrigens einen sehr vielversprechenden Ansatz mit deren Cloud Management Plattform). Und während man früher Logo-Landkarten für COTS (Commercial Off The Shelf) herzeigen konnte, zeigt man sie jetzt – wie hier – für z.B. SaaS.

Cloud-SaaS-Logos

SaaS Logos

Ich möchte noch einmal einen Schritt zurück gehen – auf die sattsam bekannte NIST Special Publication 800-145 – die Definition von Cloud Computing.

Cloud Essential Characteristics
Cloud Computing – Essential Characteristics according to NIST

Dort lauten – wie im Bild oben dargelegt – die 5 essentiellen Charakteristiken einer Cloud:

  • On-demand self-service: Ich bekomme also etwas genau dann, wenn ich es brauche, und dann sofort
  • Broad network access: Ich erreiche den Service mittels eines hoch-performanten Netzwerkes – wir sprechen hier von der Provider-Anbindung, nicht notwendigerweise von meinem Mobil-Telefon in den Bergen
  • Resource pooling: Die Ressourcen der Cloud sind derart gemanaged, dass ein effizientes Miteinander mehrerer Konsumenten der Cloud möglich ist, und jeder immer das bekommt, was er gerade benötigt
  • Rapid elasticity: Dadurch sind Services so effizient skalierbar, dass sie sich elastisch an den Bedarf anpassen
  • Measured: Jeder Konsum eines Services wird exakt gemessen und der Konsum nachvollziehbar dem Nutzer berichtet

Sollten Sie in Ihrem Rechenzentrum – in Ihrer IT – ein Service haben, das die Geschäftsprozesse Ihres Unternehmens nach diesen Gesichtspunkten abbildet, dann haben Sie de facto eine Cloud. Überlegen Sie an dieser Stelle kurz: Haben Sie eine Cloud? Haben Sie ein Cloud Service? Mehrere? Woher? Selbst gebaut? Integriert? … ?

Wir brauchen über die Existenz von Cloud Computing in allen unseren Geschäftsanwendung nicht mehr sprechen (Sie würden sich übrigens wundern, welche Firmen in Österreich beispielsweise vom eigenen Exchange-Server bereits auf Office365 gewechselt sind …)

Reden wir also darüber, was nun auf uns zukommt!

Und da haben Analysten schon vor Jahren – etwa 2013 beginnend – Modelle vorgestellt, die die Cloud in einen größeren Gesamtzusammenhang setzen. Bei IDC hieß das Konzept “The Third Platform” – bei Gartner hieß es “The Nexus of Forces”.

The 3rd Platform (Source: IDC)
The 3rd Platform (Source: IDC)

Es gibt bestimmt noch andere. Eines ist allen diesen Konzepten gemeinsam: Sie postulieren die nächste Evolution in der IT und erklären diese durch das Zusammenwirken von 4 Kräften:

  • Cloud Computing
  • Mobility
  • Social Business / Social Media
  • und BigData/Analytics

Während das alles durchaus korrekt sein mag, glaube ich doch, dass diese Konzepte allesamt einen originären Fehler haben: Cloud Computing ist nicht Teil des Ganzen sondern die inherente Basis des gesamten Modells:

Cloud Computing as a basis to the 3rd Platform
Cloud Computing as a basis to the 3rd Platform

Lassen Sie mich an Hand der anderen drei Paradigmen ausführen, warum das so ist.

1: Social Transformation

Social Transformation - from Profiles to Data Feeds
Social Transformation – from Profiles to Data Feeds

Das Bild oben zeigt wie Facebook 2005 und 2011 ausgesehen hat und wie es heute aussieht. Sie sehen, dass der Fokus am Beginn auf dem Benutzer und dessen Profil, dessen Eigenschaften, dessen Vorlieben lag. Mark Zuckerberg wollte ursprünglich einfach die ganze Welt miteinander verbinden. Dass sich so eine bahnbrechende Idee – wenn sie funktioniert – natürlich perfekt durch Werbung auf der betreffenden Plattform finanzieren lässt, liegt auf der Hand (2011 schon deutlich sichtbar). Heute können Sie viel mehr mit dem sozialen Netzwerk und Ihren eigenen Informationen tun: Sie können sie zu zielgerichteter Information für andere Systeme oder Gruppen von Menschen nutzbar machen: Wenn 1000 Menschen an einer sonst flüssig befahrbaren Verkehrsader jammern, dass sie im Stau stehen, wird das wohl stimmen, und es lässt sich unter Umständen aus den “Social Feeds” der Autofahrer ableiten, was auf der betreffenden Strecke gerade schief läuft.

Und wo ist hier die Cloud? Unter der Plattform “Facebook” selbst, die in einem streng nach Cloud-Elastizitäts-Merkmalen aufgebauten Rechenzentrum läuft, sowie in angeschlossenen Data Lakes, die in der Lage sind, nicht nur derartige Informationen in großem Maß aufzunehmen, sondern eben auch in entsprechend kurzer Zeit auszuwerten.

Womit wir beim Thema …

2: Data Transformation

angelangt wären. Dazu – wie schon bereits in meinem mittlerweile doch schon ein paar Monate alten Whitepaper “The Next Big Thing” ausgeführt – die meiner Meinung nach bislang beste Definition von BigData:

“BigData summarizes the legal, social, technology, application and business dimension of the fact that through applications being consumed … a vast amount of information is generated and needs to be managed and efficiently used”

Ich habe zur Vereinfachung des Prinzips und seiner Auswirkungen versucht, auf einen Blick darzustellen, wie zukünftig mit Daten umzugehen ist:

BigData Transformation - from ETL to ELT
BigData Transformation – from ETL to ELT

Machen Sie sich keine Gedanken mehr am Beginn, was Sie am Ende mit den Daten anfangen wollen; sehen Sie, dass Sie der Daten habhaft werden, die sie für Ihr Geschäft benötigen könnten. In welcher Form (in welchem “Format”) auch immer. Eine Transformation zum Zwecke intelligenter Verknüpfung und Auswertung kann später folgen. Wir haben das früher so nicht gemacht, weil wir garnicht die Rechenleistungen bereit stellen hätten können, die nötig sind, um verschieden vorliegende Daten in Echtzeit zu konsolidieren und zu aggregieren. Und selbst ohne diese Fähigkeit waren unsere DWH-Systeme mitunter unwartbare Moloche, oder?

Die Cloud als Basis einer modernen BigData Architektur erlaubt die Elastizität und ad-hoc Rechenleistung, wenn sie zu Analyse-Zwecken benötigt wird.

Übrigens: Das bedeutet keineswegs, dass Sie sich gar keine Gedanken machen sollen, was Sie mit den mühevoll gesammelten Daten anfangen können – ich glaube sogar, dass diese Überlegung essentiell ist, um BigData strategisch effizient zu nutzen; ich glaube nur, dass diese Überlegung nicht mehr am Anfang stehen muss. Und dass dem so ist, ermöglicht uns Cloud Computing.

3: Mobile Transformation

Das ist einfach. Dazu reichen die folgenden beiden Bilder:

Old Mobile Phone
A very old mobile phone – some years maybe …

<<< zweites bild aus rechtlichen gründen entfernt >>>

Zuerst ein Handy, das manche vielleicht noch kennen (es ist, sagen wir, etwa 10 (edit: 15) Jahre alt, vielleicht ein bisschen mehr) – dann ein “etwas” Neueres mit implantierter Bankomatkarte (geht in Österreich seit Anfang Juni). Wo da die Cloud ist? Unter dem AppStore für die benötigten Mobile Apps, unter den Backend-Systemen für die Verknüpfung von Services, unter den Services selbst, die in Container-Technologie elastisch auf Benutzeranforderungen reagieren, …

Sie sehen also, Cloud Computing ist nicht eine “Force” in einem “Nexus”, sondern die Basis-Technologie schlechthin, die ein Zusammenwirken der anderen 3 Kräfte im 3rd-Platform-Modell überhaupt erst möglich macht.

Und was durch dieses Zusammenwirken erst möglich wird, lässt sich immer noch am Besten durch den Begriff

“Digital Business”

beschreiben. Ich möchte mich hier gar nicht mehr lang mit Begrifflichkeiten aufhalten (im oben erwähnten White Paper gibt es dazu bereits einiges nachzulesen, und über die Zeit haben sich – wie immer bei solch hochveränderlichen, innovativen Themen – Myriaden von “gscheiten” Menschen damit aufgehalten, was wie genannt werden darf oder muss (erinnern Sie sich nur an die viel-zitierte Behauptung, Industrie 4.0 dürfe nur in der deutschen Sprache verwendet werden, weil es eine Digitalisierungs-Initiative Deutschlands wäre).

Entscheidend ist nicht die Begrifflichkeit sondern das, worum es eigentlich geht: Eine Verbindung von Menschen, Systemen und Endgeräten (Dingen, Devices, Gadgets, …). Sich vor Augen zu führen, welche Möglichkeiten diese Verbindung, wenn intelligent umgesetzt, für uns bringt, bringt Digitalisierung überhaupt erst in Bewegung. In unsern Köpfen, unseren Innovationen – letztlich in unseren Unternehmen und im täglichen Leben.

Im Whitepaper “The Next Big Thing” erzähle ich am Ende ein paar kleine Geschichten; Szenarien, die illustrieren, was durch Digitale Transformation denkbar wird. Mittlerweile sind wir viel weiter als in diesen Geschichten. Teilweise sind die skizzierten Szenarien Realität, teilweise sind ganz neue Szenarien entstanden.

Connected Cars – Ist das heute Realität?

<<< Bild aus rechtlichen Gründen entfernt >>>

Vielleicht noch nicht überall. Aber das hier gezeigte Bild entstammt einem Artikel aus 2014. Heute haben alle modernen Fahrzeuge eine In-Vehicle-Plattform, die es ermöglicht, von außen Informationen in das Fahrzeug einzuspielen. An der Nutzbarmachung dieser Möglichkeit für den modernen Verkehr wird gerade gearbeitet.

Oder SmartCity?

Sanatander ist eine von vielen Städten rund um den Erdball, in dem Digitalisierung und die Digitale Transformation Realität geworden sind. Während jedoch beispielsweise in Amsterdam auf der “Beacon Mile” gerade mal ein paar Information an vorbei”gehende” Smartphones verteilt werden können, hat Santander sein gesamtes City Management – von öffentlichem Verkehr, über Taxi, Luftqualität, Beleuchtung, Müllabfuhr, … und vieles mehr auf Digitalisierungs-Paradigmen im oben erwähnten Sinne (Mensch – System – Device) umgestellt. Hier ein Film, der die disruptive Veränderung dieser Initiative für Santander näher erklärt:

Und im Hintergrund arbeitet eine Infrastructure Cloud, die die Integration all dieser Prozesse ermöglicht.

Übrigens: 2 Beispiele aus Wien:

  1. Die SmartCity Strategie der Stadt Wien verfolgt genau die selben Ziele wie Santander
  2. Und in Wien Neubau arbeitet ein Unternehmen gemeinsam mit der Stadt an einer in Kürze produktiv gehenden Multi-Mobilitäts-App, die es ermöglicht, aus mehreren Verkehrsangeboten das für die jeweilige Route beste zu wählen. Können Sie heute bereits als Labor-App nutzen. Laden Sie sich’s einfach vom AppStore runter; sie heißt “WienMobil LAB”.

Und wo ist die Cloud jetzt?

Broadband Affordability 2014
Cost of Broadband Subscription as a Percentage of Average Yearly Income

Allgemein werden für all diese Digitalen Transformationen 4 Treiber genannt:

  • Breit verfügbare Internet-Verbindung (siehe Bild, oben)
  • Hohe Akzeptanz des Mobil-Telefons, eigentlich des Smartphones
  • Niedrige Kosten von Sensoren
  • Und in großem Maß verfügbare Rechenleistung

Da letzteres (nämlich: Rechenleistung) selbstredend in einem Cloud-Modell bereit gestellt wird, beantwortet sich die Frage nach der Allgegenwärtigkeit von Cloud Computing eigentlich von selbst, oder?

Security & Privacy

Security - Privacy - Control - Multi Tenancy
Security – Privacy – Control – Multi Tenancy

Abschließend noch zwei Wort an alle, die die Digitale Transformation als (persönliche oder unternehmerische) Gefahr empfinden: “Vergessen Sie’s!”

Warum?

Nun – lassen Sie mich das mit einer kleinen Geschichte aus den Anfangszeiten von Cloud Computing in Mitteleuropa beantworten: Im Jahr 2009 war ich zu einer Konferenz als Speaker eingeladen, in welcher Microsoft und Siemens die Potentiale von Cloud Computing gemeinsam zum Thema gemacht und diskutiert haben; damals hat ein sonst großartiger Kollege von Microsoft Multi-Mandanten-Fähigkeit leichtfertiger Weise mit Datensicherheit und Verschlüsselung verwechselt. Ohne den Irrtum auszubügeln, schlitterte sein Talk in eine Diskussion um die Unmöglichkeit, Cloud im Industrie-Bereich anzuwenden, weil es doch unmöglich sei, die eigene Unternehmens-IP vor der Konkurrenz zu schützen. Diese Art der Diskussion blieb uns über Jahre auf einschlägigen Events erhalten. Hat sie die Cloud aufhalten können? Nein.

Wenn Sie möchten, diskutieren wir gerne in weiterer Folge die Elemente

  • Sicherheit
  • Privatsphäre
  • Daten-Kontrolle
  • und Multi-Mandanten-Fähigkeit

Doch tun wir es bitte auf inkludierender Basis. Schließen wir neue Chancen, neue Dienstleistungen, Alltagserleichterungen nicht aus, weil wir Angst vor einer Verletzung obiger Werte haben, sondern schließen wir diese oben genannten Überlegungen mit ein in die Möglichkeiten, die sich uns auftun – und tun wir das auf Basis der Forderung nach größerer Transparenz!

Wenn ich weiß, was von wem wofür mit meinen Daten gemacht wird, dann werde ich sie gerne – kontrolliert – bereit stellen; weil ich nämlich dadurch einen Vorteil erfahre – in meinen eigenen Prozessen, in meinem eigenen beruflichen und privaten Alltag!

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