Student_in der Soziologie gesucht!

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Nein – nicht, wofür du jetzt glaubst …

Sonntagnachmittag. Der gestrige Tag wurde von der Generation… (was sind die Damen und Herren jetzt eigentlich; für “Z” sind die doch auch schon zu jung, oder?) … an den Computern verbracht. Leage-of-Legends, Minecraft, oder was das Internet halt sonst noch so an Spielen hergibt. In Konsequenz dessen gab es heute also einen “Frische Luft”-Zwang-Tag. Weitestgehend Internet-frei (außer zur Navigation am Stadtwanderweg Nr. 4) und ohne der Chance, dem mit einem vagen “ich treff mich später noch mit Freunden; ich bleib da” auszuweichen.

Der Drittgeborene (14) schaffte es dann doch noch erfolgreich, sich vorzeitig vom gemeinschaftlichen Ausflug zu verabschieden. Hätte er sein Smartphone etwas selbstsicherer als Navigator zu verwenden vermocht, wäre ihm das lange vor dem Anstieg an den höchsten Punkt des Satzberges gelungen.

Mich stimmen derartige Situationen zweifach – völlig konträr zueinander – arg nachdenklich:

  1. Was ist so schlimm am Rausgehen?
  2. Warum ist ein Smartphone für einen 14-jährigen immer noch nur ein Tipp-o-phon?

Im Volksschulalter

waren mein Bruder und ich mit 3 Kindern aus der Siedlung befreundet. Unsere Eltern trennten streng in Schulgewand und Alltagsgewand. Deshalb hielt uns nach den Hausaufgaben noch das für uns überaus lästige Umziehen vom Treffen mit den geliebten Freizeitkumpanen ab. Wir haben damals Lokal-Geschichte geschrieben auf unseren Ausflügen in die dörfischen Umlande. Der Beweis unserer kindlichen Kraft, in der Lage zu sein, ein Wehr zu öffnen, endete für den örtlichen Forellenzüchter mit dem Verlust seines Fischschwarms – sehr zum Leidwesen unserer Eltern, die das entschuldigen mussten. Dass wir danach was zu hören bekamen, verstand sich von selbst. Tags darauf waren wir dennoch wieder draußen.

Gut – mag man einwenden: Damals gab es weder Computer (zumindest nicht im privaten Haushalt) noch Smartphones. Aber es gab Bücher. Fernsehen (hie und da). Matchbox-Autos, die man stundenlang unter dem Heizkörper in Reih und Glied aufstellen konnte, und Fußball-Sammelkarten. Gründe genug, das Haus nicht zu verlassen; und oft genug entschieden wir uns für sie. Uns rauszukriegen aus den eigenen vier Wänden war dennoch recht einfach und unsere Eltern hatten mehr Stress damit, was wir nun wieder anstellten, als damit, dass wir zu wenig oder zu spät selbständig werden würden.

Man mag auch einwenden, dass es wohl etwas leichter war, in der ländlichen Umgebung meiner Kindheitsheimat nicht verloren zu gehen, als in einer Großstadt. Ich meine hingegen, dieses vermeiden heute intelligente, hilfreiche Smartphone-Funktionen doch völlig ohne weiteres. Kinder lernen heute in dem Alter, in dem ich Fische unerlaubterweise in ihre Freiheit entließ, wie man ein Smartphone (zum Spielen) benutzt. Da könnte man doch annehmen, dass sie dann im gymnasialen Alter wissen, wie sie es dazu benutzen können, ihren frischluft-fanatischen Eltern zu entkommen.

Oder ist es vielmehr vielleicht so,

dass Eltern heutzutage die Computer-Verliebtheit ihrer Kleinen doch ein wenig genießen? Meint vielleicht manche Mutter, dass ein Nachmittag (10-12 Stunden) Strategiespielen am Kastl sicherer ist, als mit irgendwelchen Freunden, die man vielleicht garnicht so genau kennt, irgendwo in der Großstadt herumzuhängen?

Ein Teil meiner spärlichen Freizeit ist bekanntermaßen mit der Arbeit für eine mir aus zig-1000 Gründen lieb gewordene Organisation – http://www.cisv.org – gefüllt. Wir bieten Kindern ab dem Alter von 11 Jahren an, ihre Ferien mit Gleichaltrigen aus der ganzen Welt zu verbringen und zu lernen, wie die so leben. Für die 11jährigen dauert unser Programm 4 Wochen; das hat gute Gründe in der Zeit, die Kinder in dem Alter brauchen, um sich gegenseitig so richtig zu vertrauen. Wenn ich Eltern davon erzähle, höre und spüre ich die Begeisterung, die sie meinen Schilderungen entgegenbringen – bis zu dem Moment, an dem ich “4 Wochen” sage. Dann weiten sich oft genug die Augen mit Schrecken und es folgt eine Antwort à la “Nein, 4 Wochen – das ist für mein Kind viel zu lange! Das kann es noch nicht!”

Und wenn ich so über uns, über die Generation nach mir, über die nächste danach, … nachdenke, dann scheint es mir fast, als könnte man eine Rückwärtsbewegung des Abnabelns beobachten: Mir konnte es nicht früh und schnell genug von zu Hause weg gehen – sei es mit 11 auf den Feldweg oder zum Fischwehr oder dann mit 18 nach Wien. Unser Drittgeborener definiert soziale Interaktion über den Chat in League-of-Legends. Und wenn wir – was wir noch nie getan haben – dann doch mal das Internet abdrehten, dann sagt er, er verlöre alle seine Freunde.

Ich suche eine/n Soziolog*in,

die Interesse hat, das Phänomen Smartphone/Computer/Internetspiel im Zusammenhang mit dem Loslassen in der Kindererziehung zu untersuchen. Was verändert sich da? Haben diese Devices Einfluss auf den Freiheitsdrang unserer Kinder? Welchen? Und welchen haben sie einen auf das Sicherheitsdenken heutiger Eltern? Sind die vielleicht froh darüber, dass die lieben Kleinen lieber Zeit in ihrem hochsicheren, hochdigitalisierten Kinderzimmer als auf der Straße oder im Park verbringen?

Mich würde das wissenschaftlich interessieren? Ehrlich! Und ich biete hiermit Unterstützung an …! Ehrlich! Wer mag?

 

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